Taylor Swift
Als
ich 19 war, hörte ich zum ersten Mal Taylor Swift Songs als Lyric
Videos auf YouTube und las den Kommentar, an den ich mich noch heute
erinnere: „I don't remember how I lived without her music in my
life“. Natürlich hört man viele Menschen von verschiedenen
Künstler_innen schwärmen, aber irgendwie blieb mir diese Aussage im
Gedächtnis hängen, vermutlich, weil ich mich fragte, ob es mir
genauso ergehen würde.
But you're just so cool, run your hands through your hair
Absent-mindedly makin' me want you
Vom
Frühjahr 2010 an hatte ich YouTube Versionen von ihren
Fearless-Songs auf dem MP3-Player. Ich war beeindruckt von ihrer
Ehrlichkeit und dem Mut, ihre Gefühle so offen zu legen, ohne Angst,
ausgelacht oder abgestempelt zu werden. Denn das beschäftigte mich
schon lange: Wie Taylor hatte ich die gleichen romantischen
Vorstellungen von perfekten Beziehungen, treuen Freundschaften und
einem Happy Ending, jedoch war ich umgeben von Zynismus. Ich hatte
auch die gleiche Angst vor Herzschmerz, die wiederkehrenden Zweifel
an der Echtheit der Gefühle anderer und die Sorgen, als
Außenseiterin zu gelten. Aber zugeben? Niemals. Vorallem nicht vor
mir selbst. Ich stand mit meinen intensiven Empfindungen alleine
da... Bis ich Taylors Musik entdeckte. Und ich habe sie geliebt, denn
zum ersten Mal sah es so aus, als wäre es okay, das alles zuzugeben.
Es interessierte sie nicht im Geringsten, wer alles davon erfahren
könnte.
I
took a chance, I took a shot
And you might think I'm bulletproof, but I'm not
And you might think I'm bulletproof, but I'm not
Mein
damaliger Freund in Gegenzug war rational wie ein Eisblock und hat
mit mir nie über die ferne Zukunft gesprochen – er sagte sogar, es
sei unwahrscheinlich, dass wir für immer zusammen bleiben, weil wir
so jung wären. In guten Zeiten hörte ich Our
Song,
während ich auf seinem Beifahrersitz meine
Haare im Wind wehen ließ. Aber oft plagten mich auch die selben
Fragen wie Taylor: Why
do you have to put down my dreams? Why are you doing this?
I
knew you were trouble when you walked in-
So
shame on me now
Als
ich ein Jahr später eine Beziehung einging, die viel stürmischer,
leidenschaftlicher, aber auch gefährlicher war, hörte ich ihre
Musik noch mehr rauf und runter als ohnehin schon. In ihren Inhalten
fand ich eine Bestätigung meiner Gefühle, die mir sonst niemand
gab, vorallem nicht mein Beziehungspartner. Manchmal braucht man
einfach jemanden, der einem sagt, dass man nicht verrückt ist. Und
zwar bevor man erfährt, was man schon geahnt hat:
You
should've known that word with what you did with her get back to me.
Auch
während dieser Zeit war TayTay für mich da. Und zwar in jedem
Moment. Für jede Situation, in der ich mich befand: Sie hatte sie
schon mal erlebt und es in Songs niedergeschrieben, so offen, ehrlich
und zugänglich. Diese Songs waren für mich da, wie es niemand sonst
sein konnte. Sie waren nur einen Klick entfernt.
Do
you remember, we were sitting there by the water
You put your arm around me for the first time
You put your arm around me for the first time
You
made a rebel of a careless man’s careful daughter
You are the best thing that’s ever been mine
You are the best thing that’s ever been mine
Als
auch diese Beziehung an Klippen zersprang, die schon von Weitem zu
erkennen waren, war ich zum ersten Mal seit langer Zeit wirklich
alleine. Das brauchte ich und 2012 war für mich trotz dieser
bitteren Umstellung ein wunderbares Jahr. Zum Glück konnte ich mir
die Zeit mit der Speak Now Tour DVD versüßen, die ich ganz allein
für mich kaufte und ganz allein für mich anschaute, wenn mir wieder
die Tränen kamen. Das Konzert zu gucken lenkte mich ab und zeigte
mir, dass es immernoch okay war, wo ich mich befand. Taylor, tanzend
in ihrem goldenen funkelnden Fransenkleid zu Lovesongs zeigte mir,
dass es okay ist, Glitzer, hoffnungslose Liebeslieder und Euphorie zu
genießen, egal wie mies alles ausgehen könnte. Purple Dress-Taylor
unter dem Baum der B-Stage singt traurige Lieder über vergangene
Beziehungen, als würde niemand zuhören, und covert dann einen alten
wohlbekannten Radiosong, der einem das Gefühl gibt, dass alles nicht
so schlimm ist, wie es scheint. Klavier-Taylor trägt ein langes,
romantisches Kleid und entschuldigt sich in einem Song und mit einem
Haufen Geigen bei ihrem Ex-Lover für ihr Verhalten. Songs für jede
Situation eben.
Es
ist ungewöhnlich, durch eine DVD zu wachsen, aber sie zu gucken war
mein Treat an mich selbst. Ich baute mich auf, weil sonst niemand es
tat.
And
you throw your head back laughing like a little kid
I think it's strange that you think I'm funny 'cause he never did
I think it's strange that you think I'm funny 'cause he never did
Im
Sommer nahm mein Leben nahm dann eine überraschende Wendung – nach
diesen Tiefen konnte es auch nurnoch bergauf gehen. Die Uni war in
greifbarer Nähe. Ich hatte einen stabilen Job. Ich hatte einen
geregelten Alltag. Ein lange verschollener Bekannter machte mir in
Boxershorts die Haustür auf. Und brachte mich auf ganz normalen
Dates zum Lachen.
Take
me back when our world was one block wide
I dared you to kiss me and ran when you tried
Just two kids, you and I...
I dared you to kiss me and ran when you tried
Just two kids, you and I...
Ich
war in ihn schon verliebt, als wir beide noch Kinder waren.
Glücklicherweise hatte Taylor auch für diese Situation einen Song.
In dieser Zeit hörte ich Mary's Song
in Dauerschleife. So wie die Beziehung, passte der Song genau, als
hätte es immer so ausgehen sollen. Zum ersten Mal konnte ich eine
echte Zukunft sehen, mit einem Menschen, der mich bis zum Ende gut
behandelte; der wahrscheinlich perfekt für mich gewesen wäre, wenn
das Leben es nicht an sich hätte, weiterzugehen.
And
all we are is skin and bone, trained to get along
Forever going with the flow, but you're friction
Forever going with the flow, but you're friction
Als
Taylor im darauffolgenden Herbst RED heraus brachte, sah ich, dass
sie zeitgleich mit mir die gleichen Probleme durchgemacht hatte. RED
ist nach wie vor ein musikalisches Meisterwerk für mich, ein Album,
zu dem ich mich immernoch gerne im Oktober unter die Decke kuschele,
denn es erinnert mich an den Herbst, kühlen Wind, bunte Blätter und
mein erstes Semester als Anglistikstudentin.
Just
grab my hand and don't ever drop it, my love
They are the hunters, we are the foxes
And we run
They are the hunters, we are the foxes
And we run
1989
begleitete mich auf meine ersten Trips nach Berlin. Und wurde so auch
der Soundtrack für Teile meiner jetzigen Beziehung. Die zu Anfang
von Beobachtern und Kritikern geplagt war – etwas, das auch Taylor
kannte.
We
are too busy dancing
To get knocked off our feet
Baby, we're the new romantics
The best people in life are free
To get knocked off our feet
Baby, we're the new romantics
The best people in life are free
Ich
habe Taylor auch drei gute Freundinnen zu verdanken: Ivy aus Italien,
Claartje aus Bielefeld und Carla aus Luxemburg. Wir haben uns online
kennengelernt und mit einer großen Gruppe anderer Swifties über das
1989 Konzert in Köln ausgetauscht, bei dem wir uns natürlich auch
getroffen haben. 2,5 Jahre sind seitdem vergangen und es gibt keinen
Tag, an dem wir nicht über WhatsApp quatschen. Meine Liebe zu Taylor
war immer meins, ich kannte keine anderen Fans. Jetzt fühlt es sich
aber sehr gut an, diese Leidenschaft mit anderen zu teilen. :)
Ich
freue mich schon riesig auf den November und Taylors neues Album
Reputation. Ich kann es nicht abwarten, zu hören, was sie seit 2015
beschäftigt hat, und ob es vielleicht wieder die gleichen Dinge
waren, die auch mir im Kopf rumgingen.
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