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What makes a friend?

What makes a lover? Der Versuch, einer zwischenmenschlichen Beziehung ein Label zu geben, ist so sinnlos, wie alle Blumen als Blumen und nichts sonst einzustufen. Es gibt 250.000 Blumenarten. Es gibt unzählbar viele Arten von Freundschaft. Und wenn man genauer hinsieht, sieht man, dass da in Beziehungen manchmal garkeine Grenzen sind, sondern ein Farbverlauf. Wenn ich in mich schaue, sehe ich Schattierungen, die nicht immer Sinn machen. Die man unmöglich mit Etiketten versehen könnte. Und trotzdem will das die Gesellschaft. So sehr, bis ich vergesse, dass Farben sich unendlich mischen können. Und dass es mehr als 3 gibt. Und nicht eine schöner ist als die andere.

Christmas Day

Ich bin die einzige, die übrig ist und noch versucht, Rauch mit bloßen Händen zu fangen. Die versucht in die Dimension einzutauchen, in der wir noch zusammen unterm Baum saßen. Genauso wenig wie ich ins Haus komme, komme ich in diese Realität zurück, nach 2003 oder 1999 oder 2006. Schade, dass ich da das erste Mal depressiv geworden bin und weniger aufnehmen konnte. Bin ich die einzige, die noch dran hängt? Wann ist so ein Trauerprozess zuende? Ich bin angenervt von den traurig-nostalgischen Gedanken und dem Antrieb, darüber zu schreiben. Kann ich nicht einen Weg finden, normal damit umzugehen? Es als passiert zu akzeptieren? It's been 4 fucking years. Nicht verarbeitete Erfahrungen wie Traumata stelle ich mir wie ein Fass vor, dessen Inhalt permanent überschwappt und einen von oben bis unten durchnässt. Manchmal scheint es, das Fass wird und wird nicht leer. Literweise Erinnerungen gluckern darin vor sich hin und warten nur darauf, einen in Momenten zu treffen, in denen man si

7 years ago, you named me Darling

„ Es tut mir Leid, dass ich Ihren Sohn in Lebensgefahr gebracht habe“, sagte ich förmlich zu deiner Mutter, als wir in der kleinen Küche mit angrenzendem Wohnzimmer standen. Der Weihnachtsbaum war schon aufgestellt. Draußen tobte ein Schneegestöber, wie man es lange nicht mehr gesehen hatte. Nur ein Idiot wäre bei diesem Wetter Auto gefahren. Wir waren zwei Idioten. Auf dem Hinweg hatte sich sein Auto schon im Schnee festgefahren und er war etwas von der Straße abgekommen – die Rückfahrt verlief mit mir auf dem Sitz sanfter. Es war der weißeste und bunteste, aufwärmendste Winter seit langem. Du, deine Familie, dein Zuhause waren wie ein warmes Spielzimmer, in dem ich wieder mehr Kind sein durfte als die Jahre zuvor. Ich brauchte es und ich wusste es nicht. Ich fand mich plötzlich aufgehoben an einem Ort, an dem Zeit und Verpflichtungen keine Rolle spielten. Deine Kommen-und-Gehen-Mentalität und die Abenteuerlust deines Bruders, im Flur all die Schuhe von anderen Gestrandeten. Die näch

My dark passenger

(Ja, ich habe eine Dexter-Reference gemacht. Für immer meine Lieblingsserie.) Vor ein paar Monaten habe ich nach einem Einführungsgespräch bei meiner zukünftigen Therapeutin die vorläufige Diagnose „Dysthymie“ bekommen, also chronische Depression. Für mich war das eine große Erleichterung. Wenn man, so wie ich, so viele Jahre etwas mit sich herumträgt, von dem man weiß oder vermutet, dass es nicht so sein sollte, ist jede Bestätigung ein Schritt in Richtung Besserung. Oder doch eher Akzeptanz? Die Diagnose fühlte sich jedenfalls wie ein Sechser im Lotto an. Chronische Depression zu haben ist kein Gewinn, aber in unserer Gesellschaft und für den eigenen Kopf ist es gut, sich an etwas Begrifflichem festhalten zu können. Seit ich 14 bin fühle ich mich schon so: Man merkt es mir nicht an, aber ich trage jeden Tag eine gewisse Antriebslosigkeit mit mir herum. Selbst wenn ich richtig Spaß an etwas habe, steht immer irgendwo das Gefühl im Raum, einfach gerne nach Hause zu wollen. U

The Quarter Life Crisis Diaries: Time

Ich weiß garnicht, wann ich zum ersten Mal darüber nachgedacht habe, dass ich älter werde und das Leben in Phasen eingeteilt ist, aus denen man rauswächst, ob man möchte oder nicht, egal ob man sich Be- oder Entschleunigung wünscht. Ich weiß aber, dass ich als Kind einmal spätabends weinend meinen Vater umarmte und ihm schluchzend mitteilte, dass ich meine Lieblingsmusikkassette von früher gehört hatte und mir klar geworden war, dass es nie wieder so werden wird. Kein absolutes Babyspielzeug mehr, keine Buntstiftmalereien an den Wänden mehr. Stattdessen Grundschulalltag und mehr Eigenständigkeit. Keine Ahnung, ob er das in dem Moment verstanden hat. Ich muss 6-7 gewesen sein, und für eine Lebenskrise find ich das schon ziemlich früh. Die Quarter Life Crisis setzt sich für mich aus vielem zusammen, und dieses Unbehagen gegenüber Zeit und Veränderung ist ein großer Teil davon. Ich habe kein Problem damit, neue Musik kennenzulernen, ein Kaninchen zu adoptieren, wenn ich vorher e

Taylor Swift

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Als ich 19 war, hörte ich zum ersten Mal Taylor Swift Songs als Lyric Videos auf YouTube und las den Kommentar, an den ich mich noch heute erinnere: „I don't remember how I lived without her music in my life“. Natürlich hört man viele Menschen von verschiedenen Künstler_innen schwärmen, aber irgendwie blieb mir diese Aussage im Gedächtnis hängen, vermutlich, weil ich mich fragte, ob es mir genauso ergehen würde. But you're just so cool, run your hands through your hair Absent-mindedly makin' me want you Vom Frühjahr 2010 an hatte ich YouTube Versionen von ihren Fearless-Songs auf dem MP3-Player. Ich war beeindruckt von ihrer Ehrlichkeit und dem Mut, ihre Gefühle so offen zu legen, ohne Angst, ausgelacht oder abgestempelt zu werden. Denn das beschäftigte mich schon lange: Wie Taylor hatte ich die gleichen romantischen Vorstellungen von perfekten Beziehungen, treuen Freundschaften und einem Happy Ending, jedoch war ich umgeben von Zynismus. Ich hatte auch die

I can't be honest because I am afraid of being problematic in some way and being dragged and hurting people. - A post about the effects of trying to be a better person.

Zu Anfang möchte ich sagen, dass das Zitat im Titel von Ash Hardell stammt, deren neues Video einfach so gut beschrieben hat, was ich schon lange fühle. Ich würde mich als unsicheren Menschen beschreiben, der nie gut erklären konnte, ob und wieso er etwas unfair findet. Bis ich Feminismus entdeckt habe! Und plötzlich war alles so easy: Tumblr-Feminismus hat mir die Welt erklärt und wie wir sie besser machen können. Und das auf so eine zugängliche, offene, freundliche Weise, dass ich glücklich war, endlich die Puzzleteile meiner eigenen Werte und Gedankenansätze zusammensetzen zu können. Viele feministische Grundsätze waren ohnehin schon in mir drin, ohne dass ich es wusste: Frauen können Sex mit so vielen Menschen haben, wie sie wollen, und sollten deswegen nicht fertig gemacht und Schlampen genannt werden. Jede_r bestimmt selbst , mit wem er/sie schlafen möchte und sollte andere nicht wegen deren Entscheidungen kritisieren. Und: Nur weil man mich als Frau sieht, heißt das nicht