The Quarter Life Crisis Diaries: The perfect job
Meine
ganze Schullaufbahn hat man mir gesagt, was ich wie und wann machen
soll. Das Ziel war immer: ein guter Job. Der Weg dahin? Harte Arbeit,
Mühe geben. Dann, nach dem Fachabi, hieß es: Wo bewerbe ich mich? Für
was? Man sollte in sich gehen: Was kann ich gut? Was möchte ich im
Leben? Wofür bin ich gemacht? Diese Fragen stellt man sich dann mit
18! I mean what? Wer ist in diesem Alter schon reif und erfahren
genug, um sagen zu können, für was er geboren wurde?
Rückblickend
finde ich es bedauerlich, dass ich mich solange mit
diesen tiefsinnigen Überlegungen beschäftigt hab – bis ich mich
nach FSJ und Auslandsaufenthalt dazu entschied, zu studieren. Einfach
so. Einfach, weil ich Englisch mochte. Während dieser Zeit hatte ich
den vagen Plan, einfach an der Uni zu bleiben, um in der Fachschaft
zu arbeiten und vielleicht selbst Seminare zu geben. Ich liebe die Uni und hätte das definitiv unter anderen
Umständen auch durchgezogen.
Diese
Perspektive machte mich allerdings auch sehr nervös. Es war die
Unruhe, mehr zu sehen, mehr erleben zu wollen. Ich kenne ehemalige
Kommilitonen, die jetzt immer noch studieren und damit total
zufrieden sind. Good for them! Das wäre ich auch gerne gewesen, aber das bin nun mal nicht ich. Als ich dann meine Freundin kennenlernte, zog es mich nach
Berlin und ich habe nach neuen Möglichkeiten gesucht, einen „festen,
richtigen“ Job zu finden. Der, der "perfekt für mich ist, für den
ich gemacht bin".
Daher
ließ ich schweren Herzens mein angefangenes Studium hinter mir und fing eine
Ausbildung an, die an meinen Nebenjob angelehnt war und
auch mit Sprachen zu tun hatte. Glücklicherweise ging sie nur 2
Jahre, was meiner inneren Nervosität, mit 24 "noch nichts
erreicht" zu haben, Abhilfe schaffte. Super also. Ein Plan, von dem
ich meinen Verwandten erzählen konnte. Endlich keine offenen Fragen
mehr. Yaaay!
Nun bin ich mit meiner Ausbildung fertig und habe ein Praktikum gefunden, in dem ich Einblicke in viele verschiedene Bereiche kriege, ich schreibe zum Beispiel Blogposts (haha), arbeite an der Website und mache Social Media.
Nun bin ich mit meiner Ausbildung fertig und habe ein Praktikum gefunden, in dem ich Einblicke in viele verschiedene Bereiche kriege, ich schreibe zum Beispiel Blogposts (haha), arbeite an der Website und mache Social Media.
Genau
so, wie der Lebenslauf nicht gerade sein muss, gibt es auch keinen
beruflichen Dartpfeil, der auf dem geraden Weg ins rote Ziel ist.
Es handelt sich viel mehr um eine von diesen regenbogenfarbenen Spiralen, die man eine Treppe herunterlaufen lassen kann: Es ist ein
bunter Mix aus Erfahrungen, die, ineinander verschlungen und von
irgendwem angeschubst, einfach der Schwerkraft folgen. Hat mein neuer
Job etwas mit meiner anglophilen Seite zu tun? Wenig. Bin ich
Schriftstellerin, so wie ich es mir mit 10 Jahren ausgemalt hab? Nö, aber schreiben tue ich trotzdem.
Bin ich Künstlerin, die allen Zukunftsängsten entgegen einfach
ihren Instinkten und Talenten gefolgt ist, wie man es durch meinen künstlerischen Hintergrund oft von mir erwartet hat? Nö.
Ich weiß
nicht, bei welchen Fantasiewesen es wirklich so rund läuft (vielleicht bei den Menschen aus der Werbung, z. B. bei den Frauen in Tamponwerbespots, die definitiv nicht ihre Tage haben), wie es einem
immer vom Berufsinformationszentrum und von der Gesellschaft
vorgebetet wird. Ich bin 26! Woher soll ich wissen, was ich will?
Meine Prioritäten sind genug Geld für Miete, Essen, Reisen, und Bücher zu
haben und meine Familie sehen zu können. Bevor ich von Zuhause
ausgezogen bin, wollte ich nichts als chillen, Nachts nerdige
Hausarbeiten über Ortsnamen in den USA schreiben, nebenbei in einem
lässigen Job arbeiten, meine Freunde sehen, und auf Pinterest
rumhängen.
Ich
mache es mir nicht mehr zum Vorwurf, keinen Plan gehabt zu haben. Ich
finde es nur schade, viel dieser guten Zeit mit Grübeln verbracht zu
haben.
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