What 10 years of friendship have taught me

Mein bester Freund und ich kennen uns seit 11 Jahren. Dieser Post ist ihm gewidmet :)




Es geht nicht darum, wie lange man schon befreundet ist

Phil und ich kennen uns seit 2006. Unsere Schulbekanntschaft ging mit der Zeit in Freundschaft über. Keiner von uns ist ist die Person, die wir damals, oder in 2010, oder in 2015 waren. Menschen ändern sich permanent und das ist auch der Grund, warum Freundschaften nicht immer halten. Wir haben allerdings das Glück, uns gegenseitig sehr beeinflusst zu haben, und wir befanden uns immer auf einem sehr ähnlichen Weg mit uns selbst. So konnten wir voneinander lernen und wachsen.
Es hätte aber auch ganz anders laufen können. Wäre ich beispielsweise 2007 von seinen Hotpants abgeschreckt gewesen, hätte er mir in 2014 nie mit meinen Gedanken zu meiner Sexualität helfen können. Wäre er genervt gewesen von meiner Angewohnheit, mich obsessiv in Dinge reinzustürzen, wie bei meiner Fitnessphase in 2013, würde ich ihn heute nicht auf den Boden zurückholen können, wenn er sich mal wieder zu weit aus der Umlaufbahn entfernt hat. Und das ist die Schönheit im gemeinsamen Erwachsen werden: Dass man immer die Wahl hat, mit wem man sich umgeben möchte, und dass da auch die Zeit keine Rolle spielt – einige meiner besten Freunde standen mir schon nach einem Monat näher als jahrelange Bekanntschaften.


Vergeben

Jeder geht mit Problemen anders um und so ist es auch mit Streitereien oder sogar mit scheinbar unüberbrückbaren Konflikten. Vor vielen Jahren gab es eine Situation zwischen uns, die im Rückblick so abgefuckt war, dass ich mich bis heute frage, wie es so glimpflich enden konnte. Ich habe aus meiner Sicht ziemlichen Mist veranstaltet und war mir sicher, dass es das war mit unserer Freundschaft. Ein moralisches Dilemma, wie es nur eine Soap produzieren kann. Aber Philipp machte viel davon mit sich selbst aus, und nachdem ich mich ausführlich bei ihm in einem Brief entschuldigt hatte, den ich persönlich in den Briefkasten steckte, lief er mit mir in Kürze wieder (betrunken) über den Kasseler CSD. Den Brief hat er über Jahre nicht mal angerührt, sondern in seinem Bettkasten aufbewahrt. Er musste ihn nicht mal lesen, um zu wissen, wie leid es mir tat.

Vertrauen

Es ist nicht so, dass emotionale Abhängigkeit ein aktuelles Problem für mich ist, aber mir war immer wichtig, dass man mir zeitig bei Whatsapp oder anderen Nachrichtendiensten antwortet. Phil war dabei merkwürdigerweise immer eine Ausnahme. Während ich mir den totalen Kopf darüber machte, wenn ein Beziehungspartner eine halbe Stunde lang nicht antwortete, verschwendete ich keinen Gedanken daran, dass Phil seit einer Woche nicht auf meine Nachricht eingegangen war. Wahrscheinlich weil ich genau weiß, dass er antwortet, sobald er Zeit hat, wenn er genau weiß, was er sagen will, und dass ich ihn jederzeit erreichen kann, wenn es wirklich wichtig ist.


Toleranz

Um auf den ersten Punkt zurückzukommen: Es passiert wahrscheinlich selten, dass man zu 100 % mit der anderen Person auf allen Ebenen im Einklang ist. Deswegen ist es wichtig, immer zuzuhören, was der andere sagt, und damit meine ich, nicht nur mit offenen Ohren, sondern auch mit offenem Herzen. Das ist etwas, woran ich unermüdlich arbeite, aber bei Philipp fällt es mir leichter, weil er es mit mir auch tut. Ich weiß einfach, dass ich ihm morgen erzählen kann, dass ich etwas aus einem noch so absurd erscheinenden Blickwinkel sehe, und er wird es hinnehmen, darüber nachdenken, und dann eventuell nochmal mit mir darüber reden, um es besser zu verstehen. Das ist eine Art Vertrauensvorschuss, den man anderen Menschen geben kann, und meiner Meinung nach gibt es kein schöneres Geschenk.


Sharing a passion

Philipp und ich hatten über die Jahre viele Dinge gemeinsam: wir hatten gerne Sex mit Männern, hingen öfters im MT rum, liebten Bücher, horteten Gothicklamotten, nähten Patches auf unsere Taschen, und standen beide auf lila Lidschatten. Die kleinsten Dinge können schon zu einer engen Bindung führen, wir waren uns zum Beispiel von heute auf morgen besonders nah durch meine Entscheidung, mir mit 15 die Haare knallrot zu färben. Nie war ich einem Drogerieprodukt so dankbar, denn meine Haare waren der Grund, wieso er mich damals in der Schule angesprochen hat. Er liebte Emilie Autumn und ich hatte dieselbe Haarfarbe. So einfach kann man Bande schließen.
Aktuell haben wir vor allem unsere sechsköpfige Band, The Pepper Rolls, gemeinsam. Philipp spielt Geige und ich Triangel. Unser erstes Album kam letzten Sommer raus und war direkt ein Hit (Die Afd schrieb, dass sie vermuteten, dass unsere ganze Band homosexuell sei). Unser musikalisches Talent ist nurnoch zu toppen von unserem kindlichen Irrsinn, eine Band zu erfinden, die nur in unseren Köpfen existiert und deren fortlaufende Existenz durch Treffen mit den anderen vermeintlichen Mitgliedern Helena (Weinglas), Naomi (Gitarre), Alanah (Keyboard) und Moni (Gesang) bestätigt wird. Manchmal frage ich mich, was meine Follower eigentlich über die regelmäßigen "Band-posts" denken. Aber Spielereien wie diese erhöhen meine Vorfreude auf die nächsten 10 Jahre Freundschaft.

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