The Quarter Life Crisis Diaries: Finances

Der Alptraum des Erwachsenwerdens nimmt weiter seinen Lauf: Mein Vater teilte mir neulich mit, er wolle mir meine Ersparnisse überweisen. Weil ich bald einen festen Job habe, und es sinnvoller ist, es auf meinem Konto in Berlin als auf einem Sparkonto in Hessen zu haben.

Das ist nicht nur eine weitere Abnabelung in einer Kette von traurigen, ernüchternden Momenten, sondern auch ein Indiz dafür, dass er sich nicht mehr dafür interessiert, jedes Mal kritisch die Augenbrauen hochzuziehen, wenn ich das Sparkonto anspreche und mich danach durch gute Argumente, warum zum Beispiel ein neues Bettgestell nach vielen Jahren wirklich Sinn ergibt, stottere. Ich werde diese Entschiedenheit vermissen. Ich wusste nicht, wie wichtig sie mir ist, war sie mir doch meistens lästig, genauso wie seine konsequente Einstellung Geld und Sparen gegenüber.

Was heißt das denn, wenn er plötzlich so locker damit umgeht? Ob ich ihn fragen sollte, ob er als Ausgleich in anderen Bereichen bevormundend handeln könnte? So verrückt es klingt, wenn ich darüber nachdenke, gibt die Vorstellung mir ein wohliges Gefühl von Sicherheit. Ab und zu ein Anruf, um zu kontrollieren, dass ich das Licht im Bad ausgemacht habe. Oder vielleicht könnte er politische Veranstaltungen mit mir auf Facebook teilen, zu denen ich gehen soll. I don't know, irgendwas, aber etwas, um diese Leere aufzufüllen.

Außerdem bringt das alles Wege mit sich. Ich müsste zur Bank, ein neues Konto eröffnen. Was sicherlich eine genauso lockere Erfahrung wie vor 2 Jahren wird, als ich in die Filiale zwei Stationen von unserer Wohnung trat, weil ich mein Konto nach Berlin verlegen wollte. Damals hatte mich ein junger, dynamischer Mitarbeiter durch die Schritte der Konto-Erstellung geführt, seine gleichaltrige Kollegin hab ich auch kennengelernt. Ich lernte, dass sie "Springer" seien, die in unterschiedlichen Filialen arbeiteten. Mein auf Quarter Life Crisis-programmiertes Gehirn fragte sich, wie sie so weit gekommen waren, diesen Job zu machen, und auch noch erfolgreich, und wie okay es auf einer Skala von 1 bis 10 für sie ist, diese Klamotten zu tragen, und ob sie sich mit ethischen Themen auseinander setzen oder nur mit Finanzen.

Ich weiß nicht, wo Grace und Steven (so heißen sie in meinem Kopf) jetzt sind, aber sie wären enttäuscht, wenn sie wüssten, dass ich ihren Rat, mir eine Kreditkarte anzuschaffen, bisher noch nicht befolgt habe.

Stattdessen frage ich immer noch jedes Mal meinen Vater, ob er mir seine leihen kann. Und ehrlich gesagt, will ich das auch gar nicht ändern. Wenn es nach mir ginge, würde ich ihn auch noch mit 40 Jahren fragen, ob er mir seine Daten durchgeben kann, weil ich für mein Kind online eine Einhornhüpfburg bestellen will. Und ich hoffe, er hält mir dann noch einen kleinen Vortrag über die Sinnlosigkeit dieser Anschaffung.

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